Wen stört schon Bezahlung? Uns!

Normalerweise muss mensch wenn er_sie zu einem Festival geht auch ordentlich für den Eintritt blechen – das ist halt so, wie in (fast) allen anderen Situationen im Leben auch. Nur nicht hier! Das Antifee ist ein politisches Festival, das den Anspruch hat vieles anders zu machen, als herkömmliche Festivals. Zum Beispiel das mit der Bezahlung. Wer hat schon soviel Kohle um 20 oder meist noch viel mehr Euro für ein Festival-Wochenende auszugeben – und damit sind noch nicht einmal das Essen und die Getränke bezahlt.

Und trotzdem ist das leider so, wir bekommen fast gar nichts mehr, ohne dafür Geld auf den Tisch legen zu müssen. Da ist es egal ob jemensch Hunger hat, oder nicht, wer kein Geld in der Tasche hat, hat Pech gehabt. Dieses Prinzip scheint nahezu unser ganzes Leben zu durchdringen und unsere Beziehungen miteinander zu bestimmen. Dem Geld ist es völlig egal wer es ausgibt; ob er_sie arm ist und dringend neue Klamotten zum Anziehen benötigt, oder im Geld geradezu schwimmt und kaum weiß, wie er_sie es ausgeben soll. Das ist dem Geld vollkommen wurscht, solange es wieder eingetauscht wird, gegen andere Dinge. Und am allerbesten ist es, wenn aus dem eingesetzten Geld noch mehr Geld wird. Wir Menschen denken hingegen, das sei ganz normal, dass wir anderen Menschen irgendwelche Dinge nur dann geben können, wenn sie uns dafür Geld geben (und am besten möglichst viel). Dass wir dabei einige von der Teilhabe ausschließen, die nur wenig Geld besitzen, ist uns zum Teil gar nicht so bewusst und eigentlich wollen wir das auch gar nicht – es passiert aber trotzdem.

Das Antifee-Festival will sich dem nicht beugen und ist deshalb für alle Menschen offen, egal, ob sie Hartz IV bekommen, Nebenjobgeplagte Studis oder prekär beschäftigt sind. Damit versucht das Antifee eine Alternative zu sonstigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu schaffen und keine Menschen auszugrenzen. Denn hier kann jede_r einfach zuhören, zuschauen oder mitmachen und braucht nichts bezahlen um teilhaben zu können.

Trotzdem können wir uns dieser allgemeinen gesellschaftlichen Logik nicht ganz entziehen und müssen auch irgendwie das ganze Equipment, die Bands und die Referent_innen der Workshops und vieles mehr bezahlen. Deshalb können wir auch die Getränke und das Essen nicht umsonst ausgeben – auch wenn wir das gerne würden. Ein wirkliches Ende dieser Zwänge ist aber nur durch die Abschaffung des Kapitalismus zu haben – und das kann dieses Festival nicht leisten. Da sind wir alle gefragt.

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Erschienen am: 28.05.2008 zuletzt aktualisiert: 29.05.2008 00:03 AutorIn: email-address