Editorial

Am Samstag, den 7. Juni findet am Campus der Uni Göttingen das zweite Antifee-Festival statt. Über 1000 Menschen haben bereits im letzten Jahr gemeinsam gegen Sexismus und Nationalismus getanzt. Aber beim Antifee geht es mehr als nur um Musik. Es handelt sich vielmehr um den Versuch, Kultur und Politik zu verbinden. Wir wollen beim Feiern unsere Überzeugungen kundtun. Wir wollen unsere Kritik an Sexismus und Nationalismus, aber auch an anderen gesellschaftlichen Strukturen, die unsere Selbstbestimmung einschränken, laut hinausschreien. Wir wollen in Workshops und Diskussionen über Strategien für eine Gesellschaft von freien und gleichen Individuen diskutieren. Und wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der unsere Ansprüche an ein gleichberechtigtes Miteinander zum Tragen kommen.

Neben den sieben Bands gibt es in diesem Jahr noch eine ganze Reihe von Lesungen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen. Zeitgleich zum Festival organisieren wir auch ein Kinderprogramm, so das auch Eltern nicht auf dieses Event verzichten müssen. Wie bereits im letzten Jahr wird das Festival auch 2008 wieder kostenlos sein. So gibt es auch keine finanziellen Hürden und die Sache kann im Grunde losgehen. Lediglich für die Getränke und das Essen wird Geld genommen - aber irgendwie muss sich die ganze Veranstaltung ja auch finanzieren...

Um euch die Zeit bis zum Antifee zu verkürzen, haben wir dieses kleine Heftchen zusammengestellt. Neben dem Programm findet ihr hier auch eine ganze Reihe von kurzen Texten, die unterschiedliche Problembereiche anreißen, die uns von einem selbstbestimmten Leben trennen. Nationalismus und Sexismus nehmen dabei einen Großteil des Platzes ein, aber auch andere Momente moderner Herrschaft werden angesprochen.

Gerade auf Festivals und Parties sind sexualisierte Übergriffe – zumeist von Männern gegen Frauen – noch immer ein wesentliches, wenn auch oft unterschätztes Problem. Während des Antifees sollen alle Anwesenden auf dem Gelände geschützt sein vor jeglichem dominanten (männlichen) Verhalten, Übergriffen und Rumprollerei. Generell gilt auf dem gesamten Festivalgelände Definitionsmacht: Menschen, von denen sich Frauen belästigt fühlen, gehen nach Hause! Wer Täter in Schutz nimmt, ebenfalls. Für die Durchsetzung dieses Freiraumes gibt es eine antisexistische Ansprechgruppe, bei der Betroffene sich melden, Hilfe erhalten, von dem Erlebten berichten und sich zurückziehen können. Weitere Details dieser von uns bedingungslos umgesetzten Praxis sind unserer Readerin oder Flyern vor Ort zu entnehmen.

Bevor im Rahmen der EM das Fahnenschwenken wieder Einzug hält, möchte das Antifee noch einmal darauf hinweisen, dass es egal ist, ob von Nation oder Vaterland geredet wird, ob die Volkgemeinschaft angerufen wird oder angeblich alles nur Fußball, ergo völlig unpolitisch, sein soll: wenn das Indiviuum im Kollektiv untergeht, läuft irgendwas schief. Egal ob Abstammung, Sprache oder Kultur: alles, was Menschen zu Deutschen machen soll, ist so vielfältig, das es dem Anspruch der Gemeinsamkeit niemals standhalten kann. Und so bleibt als einzige Errungenschaft der Nation, das alles an uns geleugnet wird, was uns zum Menschen macht. Wer da drauf steht – bitte sehr. Auf dem Festival jedenfalls ist kein Platz für Symbole ist, die sich positiv auf Nationen, insbesondere auf die deutsche Nation, beziehen!

Last but not least möchten wir noch den fleißigen Organisator_Innen des Antifees danken. Die nicht müde wurden zu werkeln und zu kämpfen, bis dieses Festival stand. Unseren Support und auch Dank möchten wir nicht ausschließlich, aber eben auch mit unserer Redaktions- und Layouttätigkeit an dieser Readerin ausdrücken.

Danke an alle Gruppen und Autor_Innen die sich hier mit ihren Beiträgen beteiligt haben. Und natürlich auch denen, die das Antifee mit Workshops und Ständen bereichern, sich hinter Theken und Infopoints stellen, die Kinderbetreuung und Security übernehmen, beim Auf- und Abbauen helfen. Danke an alle die sich schreib- und tatkräfitg oder in Gedanken solidarisiert haben!

In diesem Sinne: Support your local Antifee!

So nun aber genug der Vorrede: Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen, der Vorfreude und natürlich auf dem Festival.

Antifee Redaktionsgruppe 180°


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Erschienen am: 28.05.2008 zuletzt aktualisiert: 05.06.2008 17:00 AutorIn: email-address