Lesekreis ,Die große Entwertung‘
Seit einigen Jahren beschäftigt die Öffentlichkeit die Wirtschaftskrise. Politik und Medien rätseln darüber, wie sie sich deren Ursachen erklären und mögliche Gegenstrategien gestalten sollen. Der neutralen Öffentlichkeit mutet dies an wie der Versuch, mittels einer einzelnen Rohrzange das Sinken der Titanic zu verhindern. Während um politische Beschlüsse in anderen Bereichen oftmals hartnäckig und langwierig gerungen wird, werden hier wegweisende Entscheidungen im gefühlten Minutentakt gefällt. Die Öffentlichkeit verfolgt das Spektakel wie gebannt – und weiß nicht so recht, was sie davon halten soll.
Das gilt auch für die politische Linke. Obgleich stets die historische Dimension der Krise betont wird, soll sie dann doch mit Rezepten bekämpft werden, von denen die jüngsten aus den 1970er Jahren stammen. Während die Sozialdemokratie vorschlägt, die verbleibende Luft in den Gängen der Titanic von oben nach unten zu pumpen, behauptet die radikale Linke vehement, zur Rettung des sinkenden Schiffes würde es reichen, den Kapitän zu erschießen und selber das Ruder zu übernehmen. Wer nach tiefergehenden Krisenerklärungen sucht, die diese gängigen Erklärungsmuster verlassen, wird nicht schnell fündig.
Wir wollen uns daher im nächsten halben Jahr mit einem Ansatz auseinandersetzen, der die Krise jenseits des linken Mainstream als fundamentale Krise der kapitalistischen Ökonomie interpretiert. In ihrem Buch ,Die große Entwertung‘ haben Ernst Lohoff und Norbert Trenkle eine theoretisch und empirisch gut begründete Krisentheorie des Kapitalismus vorgelegt. In unserem Lesekreis wollen wir das Buch gemeinsam lesen und die dort vorgetragene Argumentation mit anderen kritischen Sichtweisen auf die Krise abgleichen.
Ernst Lohoff, Norbert Trenkle: Die große Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind. Münster: Unrast Verlag 2012
Erstes Treffen: Donnerstag, 25. Oktober 2012, 20 Uhr im Autonomicum (Blauer Turm, Erdgeschoss)