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Von Meeren, Grenzen und Mauern

An der DDR gibt es wahrlich nichts zu beschönigen. Darüber sind sich auch schnell alle einig. Dass etwa die Grenzpolitik – Ein- und vor allem Ausreise an wirtschaftspolitisches Interesse zu koppeln - ein ziemlicher Schuss in den Ofen war, sehen für gewöhnlich alle ein. Dass es sich mit der Bundesrepublik Deutschland jedoch nicht viel anders verhält, dass auch in der Europäischen Union Menschenleben für gewöhnlich zuerst rational durchkalkuliert und sich die Wünsche und Bedürfnisse der dahinterstehenden Menschen dann entsprechend daran zu orientieren haben, wollen dann schon viel weniger Menschen wahrhaben. Nicht nur in Berlin gab es eine Mauer – rund um Europa herum wird sie gerade erst richtig ausgebaut.

Nicht im wörtlichen Sinne, natürlich. Aber der Einsatz von Flugzeugen und Aufklärungsschiffen, welche die Flüchtlinge vor dem Betreten des europäischen Hoheitsgebietes orten und abfangen sollen, hat schon eine recht ähnliche Wirkung. Dazu kommen die ständigen Verhandlungen des spanischen Innenministeriums (in Abstimmung und Einverständnis mit der restlichen EU) mit den nordafrikanischen Küstenstaaten. Die sollen nämlich ihrerseits bereits die Abfahrt der Flüchtlinge verhindern. Lafontaine hatte – das wird nur zu gerne vergessen – noch vor einigen Jahren vorgeschlagen, doch in Nordafrika Lager für diese Menschen einzurichten. Das alles nun führt dazu, dass die Flüchtlinge in ihren schrottreifen Booten an der afrikanischen Küste entlangreisen um dann immer weitere Strecken auf sich zu nehmen. Früher dauerte die Reise mit dem Schiff einen Tag. Heute sind es zwei Wochen. Tendenz steigend. Ebenso wie die Tendenz der Opferzahlen bei dieser Reiseroutenverlängerung steigt. Auf etwa 3000 schätzt das Deutsche Rote Kreuz ihre jährliche Zahl.

Die wenigen Wohlstandsinseln auf der Welt, die derzeit qua neoliberaler Sparpolitik niedergerissen werden, bleiben damit für weite Teile der Menschheit schlicht unerreichbar. Das Gros der afrikanischen MigrantInnen etwa wandert ohnehin innerhalb Afrikas. Nur wenige machen sich auf den Weg Richtung Europa. Immer wieder gibt es in den Medien vereinzelte Berichte über ihr Schicksal zu lesen, wenn das gekenterte Schiff besonders groß oder die Presse in Sichtweite war. Ein Anlass über Grenzpolitik nachzudenken, wird darin für gewöhnlich nicht gesehen. Warum eigentlich nicht?

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